Ratgeber
Wie benutze ich die Beschleunigungsspur auf der Autobahn richtig?
Egal, ob ihr ein schnelles Coupé oder einen entspannten Kleinwagen, wie den VW Polo, fahrt, für alle Fahrer:innen kann der Beschleunigungsstreifen auf der Autobahn hin und wieder zur Herausforderung werden. Das Einfädeln in den temporeichen und von verschiedenen Fahrzeugtypen übersäten Verkehr kann durchaus für brenzlige Situationen sorgen. Unabhängig davon, ob ihr der „überlegenere“ oder schnellere Verkehrsteilnehmer seid, kann es zu Problemen und Unfällen auf dem Beschleunigungsstreifen kommen, wenn ihr euch nicht richtig verhaltet.
Doch was ist nun korrekt? Gas geben oder gar anhalten? Auf dem Standstreifen weiterfahren? Reißverschluss oder doch Vorfahrt gewähren? In diesem Artikel gibt es alle wichtigen Informationen rund um den Beschleunigungsstreifen.
Was genau ist der Beschleunigungsstreifen?
Mit dem Begriff Beschleunigungsstreifen verbindet man den Abschnitt der Fahrbahn, der Autofahrer:innen eine sichere und effiziente Möglichkeit bietet, in den fließenden Verkehr einzufädeln. In der Regel handelt es sich dabei um den letzten Abschnitt einer Auffahrtsrampe. Die besagte Fahrspur besitzt eine Länge von etwa 250 Meter. Doch nicht jeder Beschleunigungsstreifen ist gleich lang. Auf Stadtautobahnen oder in Baustellen ist meist weniger Platz gegeben, wodurch der Beschleunigungsstreifen dort meist kürzer ist.
Gibt es ein Tempolimit?
Oftmals ist der Beschleunigungsstreifen die gedachte Grenze zwischen einer Landstraße und einer Autobahn. Deshalb herrscht oft Verwirrung darüber, welches Tempo angeschlagen werden darf. Gilt das Tempo der Landstraße oder der Autobahn? Beide Mutmaßungen sind in diesem Fall falsch. Das Tempolimit auf dem Beschleunigungsstreifen ist laut § 7a Absatz 2 StVO höher als auf den angrenzenden Fahrspuren. Das liegt daran, dass die Fahrer:innen diese Spur nutzen sollen, um ihr Fahrzeug an die Geschwindigkeit des Verkehrs anzupassen, bevor sie einfädeln. Im Vergleich zum Fahren auf der Autobahn darf hier sogar rechts überholt werden, wenn dadurch eine gefahrenfreie Einordung in den fließenden Verkehr ermöglicht werden kann. Vor allem mit einem Nutzfahrzeug, wie dem Citroën Berlingo, dem Renault Kangoo, dem VW California, einem Lkw oder einem Bus kann es schwierig werden, das benötigte Tempo für ein gefahrenloses Einfädeln in den fließenden Verkehr zu erreichen.
Wer hat Vorfahrt und was hat es mit dem Reißverschlusssystem auf sich?
Wer auf die Autobahn fährt, der sollte sich immer über die gültigen Vorfahrtsregeln im Klaren sein. In Deutschland gilt: Der fließende Verkehr hat immer Vorrang. Auch das Reißverschlusssystem wird in der Regel auf dem Beschleunigungsstreifen nicht angewendet. Selbst, wenn der Verkehr stockt oder zäh fließt, müssen über den Beschleunigungsstreifen auf die Autobahn drauffahrenden Verkehrsteilnehmer beim Einfädeln warten, bis dies gefahrenlos möglich ist. Niemand ist verpflichtet, einen sich auf dem Beschleunigungsstreifen befindlichen Fahrer auf die Spur zu lassen. Aber: In der Praxis kommt es bei stockendem Verkehr aber meist automatisch zur Anwendung des Reißverschlusssystems. Es wird als eine Art Höflichkeitsgebot und nette Geste angesehen. Ist während des fließenden Verkehrs kein Einfädeln möglich, ist der Beschleunigungsstreifen gesetzlich betrachtet aber immer im Nachrang.
Was tun, wenn der Beschleunigungsstreifen nicht ausreicht?
Das Einfädeln auf dem Beschleunigungsstreifen ist also nur dann erlaubt, wenn dies ohne Gefahr möglich ist. Diese Aussage wirft allerdings eine neue Frage auf. Was soll ich tun, wenn der Beschleunigungsstreifen nicht ausreicht? Das ist nämlich oft bei dichtem Verkehr der Fall.
Per Gesetz muss in Deutschland in diesem Fall am Ende des Beschleunigungsstreifens angehalten und gewartet werden, bis ein sicheres Einfädeln erneut möglich wird. Auch hier wird in der Praxis oftmals anders gehandelt. Meistens geht der Beschleunigungsstreifen nahtlos in den Pannenstreifen über. Da das Anhalten auf der Autobahn und selbst beim Auffahren mit besonderen Gefahren verbunden ist, wird in der Regel der Pannenstreifen genutzt, um in weiterer Folge ein sicheres Einfädeln möglich zu machen. Für gewöhnlich ist das Nutzen des Standstreifens nicht notwendig. Die Höflichkeit der anderen Verkehrsteilnehmer ermöglicht meist das gefahrlose Auffahren vom Beschleunigungsstreifen auf die Autobahnfahrspur, indem beispielsweise vorab die Geschwindigkeit gedrosselt, Lichthupe gegeben oder gar die Fahrspur gewechselt wird. Durch das besondere Gefahrenpotenzial beim Anhalten auf dem Beschleunigungsstreifen bleibt eine Benutzung des Pannenstreifens für das weiterführende Einordnen in der Regel ungeahndet.
Spiegel- und Schulterblick sowie Blinker nicht vergessen
Das Einfädeln in den fließenden Verkehr ist besonders auf Autobahnen nicht immer einfach. Daher sollte bereits frühzeitig der Blinker gesetzt werden, um andere Fahrzeuge auf sich aufmerksam zu machen. Nicht erst mit dem Spurwechsel, sondern schon vorher. Beim Blinken geht es in erster Linie nämlich darum, andere Verkehrsteilnehmer darauf aufmerksam zu machen, dass man die Absicht hegt, demnächst die Spur zu wechseln. Auch der Blick in den linken Seitenspiegel und jener über die Schulter darf keinesfalls vergessen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich keine Fahrzeuge im toten Winkel befinden, die mit einem Spurwechsel potenziell gefährdet werden. Selbst bei einem Totwinkel-Assistent empfiehlt sich immer, dennoch Vorsicht walten zu lassen und einen Blick über die Schulter zu werfen. Getreu dem Motto: Doppelt hält besser.
Bestimmte Fahrzeugklassen können das Einfädeln erleichtern
Wie einfach das Einfädeln in den fließenden Verkehr ist, hängt auch immer vom eigenen Fahrzeug ab. Kleine Fahrzeuge mit guter Motorisierung, die man übrigens auch leasen kann, kommen platztechnisch besser auf die Autobahn als beispielsweise Nutzfahrzeuge oder schwere Sattelschlepper. Höher motorisierte Fahrzeuge, wie Limousinen oder Coupés können hingegen deutlich schneller die benötigte Geschwindigkeit erreichen, um ein sicheres Einfädeln zu ermöglichen.
Die Nutzung des Beschleunigungsstreifens ist mit dem nötigen Wissen zu Vorfahrt und Tempolimit keinesfalls eine Herausforderung. Dennoch gilt, stets achtsam zu bleiben und den fließenden Verkehr nicht zu gefährden. So wird die Auffahrt auf die Autobahn genauso entspannt wie die Fahrt selbst.